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INDIEN

Um 5 Uhr wieder raus. Nicht meine Zeit. Die Bude war schon voll.
Offensichtlich war ich nicht der Einzige, der wissen wollte, ob´s denn nun stimmt, dass man tatsächlich von hier auch den Sonnenaufgang angucken kann.
Waiting for the sun(rise)
Das nenne ich mal echten Glauben. Aber wer weiss schon wo sie herkommt? Für einige ist leider das Jesuskindchen mit seiner Mami und dem, nun ja, Papi die bessere Familie.
Es wird heller. Nur, wo ist die Sonne?
Wenigstens läuft das Geschäft. Die findigen Händler vom Vortag sind alle wieder am Start. Ich habe immer noch keine Sonnenbrille, Postkarten oder Blech Halsketten gekauft. Dafür drei Kaffee. zumindest das, wozu man in Indien Kaffe sagt. Ist halt ne Tee Nation. Vom Engländer versaut.
Manche Kindergesichter haben schon die Züge von Erwachsenen oder bilde ich mir das nur ein?
Woran das liegen mag?
Wo-ist-die-Sonne?!
Alter, guckst du überhaupt richtige Richtung?
Klar, Mann. Bist du behindert oder was? Gestern abend haben wir andere Seite geguckt. (Kopfnuss geb)
Sonne?
Noch ein paar Selfie Ferz neben den heiligen Dickies.
So basta. Das geht als Beweis durch. Sonnenauf- und Untergang an ein und dem selben Ort. Magic.
Nun, not really. Spirituellmäßig ist wenig rüber gekommen. Nix sozusagen. Vllt liegt es an mir, trotzdem glaube ich, dass die letzte göttliche Erfahrung hier der Swami Vivekananda 1882 auf dem Rock da drüben machte.
Kann mich natürlich – wie immer – auch täuschen.
All right. Let´s get the fuck outa here.
Der Zug ist so lang, dass man das Ende nicht sieht. 30 Wagons und mehr. Blöd, wenn man ganz vorne seinen Platz hat und bissl zu spät kommt.
Ansonsten funktioniert das ganz gut, in den Bahnhöfen werden die Anordnungen der Wagen jedes Zuges plus die Haltesektion des Bahnsteigs auf Displays angezeigt. Auf deinem Ticket steht Wagen- und Platznummer. Nach der dritten Fahrt hab´s dann sogar ich kapiert. Bei der ersten bin ich noch im Zug durch 15 Wagons gelaufen. Mit Koffer und Tasche echt kein Spass, soviel kann ich verraten.
Wir fahren im Osten nun Richtung Norden. (Klar, weiter in den Süden geht ja nicht) Nächstes Ziel: Madurai. Die Stadt mit einem der größten Tempel Indiens.
Ca 5 Stunden Fahrt. Easy. Wenigstens mal am Tag. Hätte ich lieber öfter, man bekommt manchmal nur Nachtzüge.
Angekommen. Madurai ist um den Tempel herum ein ziemliches dirthole. Der übliche Müll, tausende Menschen, shops, Autos, Mopeds, Hup Hup. Der enge Bereich um den Tempel hingegen ist verkehrsberuhigt und einigermaßen in Schuss gehalten.
Das grandiose an dem Tempel sind zum einen die Türme, der größte ist voll mit 5000 Figuren, die alle angeblich unterschiedlich gearbeitet sind. Hier ein Schuss von einer gegenüberliegenden Dachterrasse.
Ein iPhone Pano. Bekomme die ganze Anlage mit meiner Kamera gar nicht auf einmal aufs Bild.
Fotos vom Innenbereich gibt es nicht. Streng verboten, man muss alles, inklusive Smarty, abgeben und wird kontrolliert wie am Flughafen. Sehr schade, bis vor Kurzem war es noch erlaubt, dann ist irgendeinem Depp das Phone explodiert und hat damit einen großen Brand ausgelöst. Verstehe zwar nicht ganz wie, da im Innern alles aus Granit ist, vielleicht gab es noch andere Bereiche.

Innen ist der Tempel ebenfalls grandios. Kunstvoll in Stein gehauene, endlose Säulengänge, Hallen mit großen und kleinen Gottheiten, bemalte Decken, sehr düster, sehr speziell, der übliche Hindu-Style, nur auf allerhöchstem Niveau. Bereiche, wo man nur als Hindu rein darf, Segen gegen Geben, you know, auch sonst natürlich endlose Möglichkeiten an den diversen Götterfiguren zu verweilen, beten, bitten, spenden.
Ein Platz mit dem entsprechenden Gott für die Bitte zur Vergebung von Fehlern, wo man rituelle Bewegungen am Kopf macht, dreimal verkreuzt an die Ohren fassen, mit den Fäusten auf den Kopf trommeln und so, Spende, klar. Ablass auf hindu quasi.
Eine Göttin für die Fruchtbarkeit.(Die Frau von Shiva?) Jedenfalls auch hier Rituale, Bitte um ein gesundes Baby, Spende, wenn es geklappt hat zurückkommen, Danken, Spenden und der Figur so eine Art Kleid umbinden. Dementsprechend ist sie schon behängt.
Ein Ganesha, der Elefantengott, mit Asche von Heiligen in einer Schale. Man nimmt die Asche und streut sie ihm drei Mal über das steinerne Haupt. Mit dreien seiner Finger voller Asche zieht man dann drei Streifen über die Stirn und verreibt den Rest auf Arm und Bauch. Bringt Glück. Mir wohl nicht. Die verstärkende Geldspende habe ich mir geschenkt.
Usw. Die diversen Reittiere der Götter, auch verehrenswert, Bulle, Maus, Adler, Söhne, Töchter, Frauen der Götter, die ganze Mythologie muss einen riesigen Schinken füllen, die meisten Hindus selbst kennen nur einen Teil davon, wenn überhaupt.


Gut jetzt. Ein paar ma außen rum gelatscht und Innen mit einem Guide alles abgeklappert. Bin platt.
Sehr beeindruckend. Sollte man auf jeden Fall hin, wenn man mal in der Gegend ist.
Die Diskrepanz zwischen dieser kunstvoll gearbeiteten, wunderschönen Anlage und dem indischen Alltag, wo man sich scheinbar so überhaupt nicht um Ästhetik schert und die sowieso schon ziemlich runtergekommenen Strassen und Häuser zusätzlich vermüllt, ist für uns Westler unverständlich. Vielleicht ja auch für die Inder selbst.

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7 Kommentare

  1. Birgitt 8. Februar 2019

    Wunderbar deine Fotos!
    Liebe Grüße

  2. RaINER 5. Februar 2019

    Salute,
    die Bilder vermitteln den Staub, den Rauch, die Hitze und den Lärm. Wer schon mal in ähnlichen Gefilden unterwegs war, kann es schon fast spüren.
    Und: Wie ist das Essen – außer scharf ?
    BTW: Kannst Du mir eine getrocknete Chili-Schote mitbringen ? Kriegst irgendwann ein Pflänzchen zurück.
    HG

  3. RaINER 5. Februar 2019

    Salute,
    die Bilder vermitteln den Staub, den Rauch, die Hitze und den Lärm. Wer schon mal in ähnlichen Gefilden unterwegs war, kann es schon fast schon spüren.
    Und: Wie ist das Essen – außer scharf ?
    BTW: Kannst Du mir eine getrocknete Chili-Schote mitbringen ? Kriegst irgendwann ein Pflänzchen zurück.
    HG

  4. Rainer 25. Januar 2019

    Nach Goa jetzt das „richtige Indien“. Bin gespannt auf Deine Berichte.

  5. Sany 24. Januar 2019

    Einfach nur wunderschön! Am liebsten würde ich meine sieben Sachen packen und losziehen. Genieße in vollen Zügen <3

  6. raINER 21. Januar 2019

    “ the king of good times“ – das Heilversprechen von Kingfisher liegt auf dem Tresen.
    In diesem Sinne erstmal ein gutes Ankommen und gute Reise !

  7. Da Bruda 19. Januar 2019

    Das ist ja schon mal recht impressiv. War übrigens nett das Gespräch gestern. Alles Gute und weiterhin viel Spaß.

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