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INDIEN

Live aus dem Zug. Morgens. 7.00. Let´s go!
Auf die Minute pünktlich. Not bad. Innen so. Das sleeper Abteil. Tagsüber halt sitter statt sleeper.
Die Tür bleibt auf. So kommt mehr Luft rein und ich kann rausgucken.
Die Jungs sind mitgefahren und haben dann die Schienen verstellt. Indian Railway hat das drittgrößte Schienennetz der Welt, die meisten Passagiere und ist weltgrößter Arbeitgeber mit 1,3 Millionen Angestellten.
Da unten gibt´s angeblich Tiger. ich habe keinen gesehen. Vielleicht lümmeln die net gerade an den Gleisen herum.
It´s a long ride
Die Landschaft ändert sich. Mittlerweile sind wir im Inland auf einer Hochebene. Hier wird Reis angebaut.
Und hier fahren wir an endlosen Chilifeldern vorbei. Irgendwo muss sie Schärfe für 1,3 Milliarden Mittagessen pro Tag ja herkommen. Und Abendessen. Und noch ein paar Frühstücks.
Steig mal im Karlsruher Hauptbahnhof so in den Zug ein.
Nochmal an ein paar Reisfeldern vorbei
Und angekommen in Hosapate. Endlich in Indien! Mit dem Tuk-Tuk, das hier Rischka genannt wird, geht´s weiter nach Hampi.
Leider habe ich dort keine Datenverbindung und das Wifi ist überall so lausig, dass ich erst in den nächsten Ort muss um weiter zu bloggen. Mit etwas Zeitverzögerung geht´s nun weiter. Wird nicht das letzte mal so sein.
Hampi ist ein heiliger Ort für die Hindus. Kein Bier, kein Fleisch. Normalerweise. Vor ein paar hundert Jahren war hier ein Königreich mit unzähligen Tempeln, gehauen aus dem Granit, der überall herumliegt. Die meisten Tempel sind Ruinen, dieser hier ist der größte und wird gepflegt und genutzt. Mir reicht´s für heute, dieser sunset muss reichen.
Good morning. So, mal die Gegend erkunden.
Dieser Fluss ist angeblich genauso heilig wie der Ganges. Jeder Hindu aus Südindien sollte einmal im leben Wasser daraus trinken. Hab´s gelassen, bin ja keiner. Wer weiss, was in der Brühe alles so herumfleucht. Religion kann manchmal echt zum Kotzen sein.
Trotzdem schön zum Zugucken. Die meisten hier waschen allerdings ganz unheilig ihre Klamotten.
Diese Ladies haben im Fluss gebadet. Ob aus religiösen Gründen oder schlicht der Hygiene wegen vermag ich nicht zu beurteilen. Ist ja eigentlich auch wurscht.
Jeden Morgen geht der Mann mit seinem Elefanten aus dem Tempel zum Fluss und schrubbt ihn ab. Dem Elefanten scheint´s zu gefallen. Auf die Seite geflatscht, Schnorchel aus dem Wasser und jetzt mach mal.
Frauen und Männer gehen hier oft getrennte Wege. Vielleicht weil man etwas verklemmt ist, vielleicht aber auch, damit nix schief geht. Als guter Hindu ist man nämlich zur Monogamie verpflichtet. Eine Frau fürs Leben, für die hat man immer da zu sein und umgekehrt. Naja, bei den Christen ist es eigentlich auch so. Geschiedene bekommen mitunter heute noch Stress, zumindest wenn sie bei der Kirche schuften.
Langsam checken wir nun mal die ollen Tempel ab. Hier ein Bulle, der das Tier von Shiva ist. Die drei Hauptgötter sind Vishnu, Shiva und Brahma. Brahma ist der Schöpfer, vor ihm gab´s nix, er hat uns de ganze Chose eingebrockt und die Welt gebaut. Da sein Job quasi erledigt ist, braucht man ihn auch nicht anzubeten oder Tempel für ihn bauen. Da ist man pragmatisch. Vishnu als Gestalter und Shiva als Zerstörer sind noch aktiv, sie wollen gehuldigt werden. Ausserdem gibt es hunderte weitere Götter, jeder Hindu hat einen, der sein bevorzugter ist, mit allem was dazugehört. Auch Tempel. Vishnu und Shiva bekommen die meisten davon, ausserdem braucht jeder Gott noch seinen eigenen. Deshalb gab es hier bei Hampi so viele. Nur, wenn die dazugehörige Gottesfigur irgendwie beschädigt ist, taugt sie nicht mehr zum huldigen. Das ganze Programm mit Blumen, Opfergaben, Feiern etc. Ein kurzes Gebet höchstens und next.
Die Gegend hier ist einzigartig. Als hätten die Götter mit den Felsen gespielt. Manchmal mit schweinischen Fantasien. Oder sind das am End meine?
Diese steinernen Unterstände waren früher Markthäuser, wo die Leute lebten und arbeiteten. Sie werden nicht mehr genutzt, ausser von der Polizei.
Gefunden in einem Stein auf dem Weg zu den Tempeln. Hat wohl einer noch geübt.
Man jammert hier, dass immer weniger Touristen kommen. Für mich ist es angenehm. Hier war mal wieder kein pig.
Die riesige Allee zum Tempel. Wie sah das wohl vor 500 Jahren aus als alles noch bewohnt und intakt war?
Es ist heiss, die Sonne brennt, ein lauer Wind geht. Fantastisch. Wie in einem alten Western. Bekomme Bilder in meinen Kopf. Vllt schreibe ich die später mal hier drunter.
In den Wänden und an den Säulen sind noch viele gemeißelte Kunstwerke zu sehen.
Wanna have some fun, honey?
I hab dirs scho hunnerd mol gesagt: du sollsch net so Schwoineroie do nai moißle. Was soll ich jetz mache? De ganze Tempel oiroiße wege dera oine Seul do? Lass mas halt stehe. Zur Strof dusch du abba die nächscht droi Woche Treppe klopfe.
Setz dich Kumpel, wir chillen mal ein bisschen.
Uiuiuiui.
Schon mal nen echten Horror Monkey gesehen? Uhh. Aber selbst diese Lady ist offensichtlich nicht solo.
Krasses Indien. Sein Geschäft lief aber gut, soweit ich das beurteilen konnte. Niemand ist vorbei gelaufen ohne Bakschisch zu geben. Ob das echt sein Bein ist?
Krasses Indien.
Mein Mopedle, das mich durch den Tag gebracht hat. XL Heavy Duty. Aber hallo Hat nur noch Lederjacke und Fuchsschwanz gefehlt.
Die Gegend bei Hampi. Lohnt sich schon ohne Tempel.
Hanuman, der Affengott. Keine spezielle Anbetung mehr, da kaputt.
Nicht mehr viel übrig. Schnell mal durchbrettern.
Fast kein Stein mehr auf dem anderen. Einerseits, schön, dass sie das so nett arrangiert haben, so sieht man wie verdammt groß diese Stadt war, andererseits, wer will das sehen?
Langsam habe ich das Gefühl, denke ich an die letzten Jahre, ich werde zum Spezialisten für verfallene Tempel. Zumindest da, wo´s warm ist. Wobei, die nordischen Gottesfürchtigen hatten es sowieso nicht so mit dem filigranen Tempelerbauen. Da ist schon Stonehenge das höchste der Gefühle. Und dafür dann mit Daunenjacke und Regenschirm nach England, oder wo immer das Zeug steht? No, thank you.

Dort, wo man sich in den Schatten setzen muss, weil´s sonst zu warm wird, dort fühle ich mich wohl.
Wenn´s dabei noch so putzig zugeht wie hier, wo die Kinderchen einen perfekten Kreis bilden, dann ist´s mir zweimal recht.
Weg von den Tempeln und Hampi mal in den nächsten Ort gedüst. Damit ihr nicht vergesst, wo ihr gerade seid. Und ich auch nicht.
In dieser trockenen und staubigen Gegend ist hier quasi ein Wasserreservoir, das zu Monsumzeiten gefüllt wird. Daher kann es sogar bis zu zwei Ernten im Jahr geben. Wo kein Wasser hingeleitet wird, gibt es nichts. Ein paar heilige Männer leben in der Steinwüste, sagte man mir. Mit Leoparden, Bären und Kobras.
Coole Frisur
Fragt mich nicht.
Da durfte ich nicht rein. Kreuzfahrer unerwünscht sobald man aus der Hampi-Touri Zone draussen ist. Obwohl ich fünfmal versicherte, für wie abgefahren und saucool ich diesen Tempel doch halte.
Er wollte, dass ich ihn fotografiere. Manchmal muss ich selbst als Model herhalten und stehe in mitten einer Gruppe Inder, die selfies schießen. Blaue Augen sind spannend, man nennt sie cateyes. Angeblich stehen die Frauen drauf. Bisher laufen sie allerdings nicht in Scharen hinter mir her. Kann ja noch kommen.
Ratebild. Wer´s nicht weiß muss nachsitzen. Kleiner Tipp: Ben Kinsley ist es nicht.
Indische Kleinstadt Hosapete.
Religion at its worst
Der fackelt irgendwer was mit seinem sugar cane (Zuckerrohr) ab. Im Zweifel für den Schnaps.
Noch nix von den EU Grenzwerten zur Weltrettung gehört, Alter? Bis auf die Palme scheint´s niemanden zu stören.
In Bangalore wird soft- und hardware entwickelt, wo schon lange kein Europäer mehr mitkommt und auf dem Acker arbeitet man wie vor tausend Jahren.
Die Innenansicht von Hampi. Obwohl auch sehr viele indische Touristen unterwegs sind, ist dieser Mini-Ort eher von Westlern frequentiert. Mit den üblichen Krempelshops. Davon aber so viele, dass die Händler mir echt leid tun, weil ich nie jemanden was kaufen sehe. Dann frage ich mich aber, wenn es doch schon neun shops gibt, die echt schlecht laufen, muss man dann noch den zehnten eröffnen? Dann frage ich mich, ist das jetzt meine westliche Denke? Dann frage ich mich aber, kann man bei sowas denn überhaupt westlich denken? Ein shop ist ein shop und der ist dazu da um Kohle zu machen und den owner und am besten noch dessen Familie durchs Leben zu bringen. Das ist doch überall das Gleiche. Oder etwa nicht?
Ein Supermarkt geht immer. Vielleicht ist der Schmuck, Tuch, Andenkenkram gegenüber ja nur Beifang vom gleichen Besitzer. Hoffen wir´s mal.

Weiter am tempeln. Posen vor dem Granit Ganesha. Wie alles aus dem Fels geklopft. Als gäbe es nix anderes hier als Steine. Große Steine, kleine Steine.
Wenn ich darüber nachdenke: hier gibt´s nix anderes als Steine.
Das da gefällt mir. Hm, was war das wohl?
Ich lass es mal als Rätsel. Paar pics weiter kommt die Auflösung.
Mein Tourbus
Nochn Tempel, ächz.
Überall, wo es was besonderes gibt, wird das nicht etwa bewundert, nein, man muss sich davor aufstellen, ins Handy grinsen und weiter. Die Inder sind da nix besonderes. Facebook, Insta und wtf haben die Weltbürger zu kranken Narzissten gemacht, die sich und der Welt ständig und in Echtzeit beweisen müssen, wie geil sie doch sind, wo sie doch überall waren, statt sich mit dem zu beschäftigen, wo sie gerade sind. Wer sich nicht gut verkaufen kann, der loost.
By the way. Dieser Karren, 100% aus Stein, logisch, wurde zu Festivitäten geschmückt, mit Tänzern drauf, und zum Tempel gezogen. War kein Spass, schätze ich mal.
And now, let´s dance!
Die Lösung vom Rätsel: Es war ein Restaurant.
Auch früher kamen schon viele Pilger und die waren auch nach langer Reise hungrig. Die Aussparungen in den Steinen für Teller und Schälchen, in der Mitte ein kleiner Kanal, in dem Wasser floß, wo man abspülen und die Essensreste wegbefördern konnte. Schlau, wa?

Wen´s interessiert.
Kommen wir wieder zu den Göttern. Nicht einmal 500 Jahre haben diese gehalten. Was ist ein Gott wert, der genauso vergänglich ist wie der Mensch?
Die Natur hingegen weiß sich zu helfen. Sie wird es noch geben wenn der letzte Gott gestorben ist.
Das Steintor mal wieder ein Grund zu posen.
Nicht war, Jungs?
Tatsächlich aber ein echtes Highlight. Diese Türen waren der Eingang vom Palast, den es nicht mehr gibt. Da waren sogar Vorrichtungen für Riegel dran. Wozu? Ich weiß es nicht. Man brauchte ja schon eine halbe Armee nur um einen Flügel davon aufzuzerren.
Diese Irren, wahrscheinlich waren auch die Zahnstocher aus Granit.
Da war wohl der Palast drauf. Heute wird das noch als Bühne genutzt. Stelle ich mir ziemlich besonders vor.
Irgendein Bad oder so. Aus Marmor. Den mussten sie von weit her ankarren. Hält aber besser.
Wie man sieht.
Mal wieder schön aufstellen.
Die Lady links ist übrigens aus den Staaten oder Australien. Eine Inderin von hier würde nicht so herumlaufen.
Elefantenställe
Rümpel-Tempel mit Tempel-Gerümpel.
Der Sisters Rock. Der rechte ist erst vor 7 Jahren geplatzt. Die rechte sister hatte wohl kein gutes Karma.
Ihr lacht. Mein driver hat mir erzählt, seine Oma hätte mal , weil sie halt alt war, vergessen an dem heiligen Tag, der ihrem Gott zugeordnet ist, auf Fleisch zu verzichten. Das muss man eben an diesem Tag tun. Kurz darauf sei eine Schlange im Haus gewesen, was die Familie als Strafe angesehen hat, worauf sie tagelang in den Tempel sind und um Vergebung beteten und wahrscheinlich auch nicht zu knapp ins Spendensäckel abdrückten.
Für großes Karma-Minus wirst du als Sau wiedergeboren, kleines Karma-Minus straft Shiva sofort. Oder so ähnlich.
24 Stunden lang machen die Musik. Irgend so ein Ritual.
Vielleicht dafür der Spendebereitschaft auf die Sprünge zu helfen. Den Safe mit Einwurfschlitz hat man schon mal mitgebracht. Vertrauen ist gut, Kontrolle besser – hat schon Stalin gesagt und der musste es wissen.
Hier gibt es den Segen. Natürlich lässt man dazu ein paar Rupien liegen. Verstärkt die Wirkung.
Another dying temple.
Ich mag die Säulen. Überall kleine Bildchen drauf.
Bin aber eigentlich wegen dem, tätä, sunset hier. Hinter dem Tempel geht es raus auf die rocks mit Blick über die Ebene..
Die kleinen Dinger oben auf dem rock sind Papageien. Die wohnen im Tempel und gucken offensichtlich auch gerne sunset.
Die Inder sind ebenfalls gerne hier.
Weil´s halt sooo romatisch ist. Da kann man sogar mal bissl Händchenhalten.
Jetzt geht´s los.
Reingelegt. War nur ne Wolke.
Jetzt aber.
Good night, Hampi.

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7 Kommentare

  1. Birgitt 8. Februar 2019

    Wunderbar deine Fotos!
    Liebe Grüße

  2. RaINER 5. Februar 2019

    Salute,
    die Bilder vermitteln den Staub, den Rauch, die Hitze und den Lärm. Wer schon mal in ähnlichen Gefilden unterwegs war, kann es schon fast spüren.
    Und: Wie ist das Essen – außer scharf ?
    BTW: Kannst Du mir eine getrocknete Chili-Schote mitbringen ? Kriegst irgendwann ein Pflänzchen zurück.
    HG

  3. RaINER 5. Februar 2019

    Salute,
    die Bilder vermitteln den Staub, den Rauch, die Hitze und den Lärm. Wer schon mal in ähnlichen Gefilden unterwegs war, kann es schon fast schon spüren.
    Und: Wie ist das Essen – außer scharf ?
    BTW: Kannst Du mir eine getrocknete Chili-Schote mitbringen ? Kriegst irgendwann ein Pflänzchen zurück.
    HG

  4. Rainer 25. Januar 2019

    Nach Goa jetzt das „richtige Indien“. Bin gespannt auf Deine Berichte.

  5. Sany 24. Januar 2019

    Einfach nur wunderschön! Am liebsten würde ich meine sieben Sachen packen und losziehen. Genieße in vollen Zügen <3

  6. raINER 21. Januar 2019

    “ the king of good times“ – das Heilversprechen von Kingfisher liegt auf dem Tresen.
    In diesem Sinne erstmal ein gutes Ankommen und gute Reise !

  7. Da Bruda 19. Januar 2019

    Das ist ja schon mal recht impressiv. War übrigens nett das Gespräch gestern. Alles Gute und weiterhin viel Spaß.

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